Instruktor in der Hundeklasse: Marta Wieczorek Ciuk über Erziehung und Spiel
Frage 1: Was kann man in der Welpenschule lernen?
Die Welpenschule ist in erster Linie eine Schule für die Halter, nicht nur für die Hunde. Dort lernt man, gesunde Beziehungen aufzubauen, die auf einem bidirektionalen Aufmerksamkeitsfluss basieren. Wichtig ist zu verstehen, dass 90 % der Arbeit an dem Verhalten des Hundes auf Seiten des Menschen liegt. Es ist ein Ort, an dem wir lernen, wie Hunde durch Emotionen lernen und wie wir ihr Nervensystem beeinflussen können, um Gleichgewicht zu fördern, anstatt nur zu stimulieren.
Frage 2: Wie baut man eine Beziehung zu einem Hund auf?
Die Beziehung zu einem Hund sollte gesund und auf gegenseitigem Vertrauen aufgebaut sein. Ähnlich wie in einer pädagogischen Beziehung sollte die Aufmerksamkeit in beide Richtungen fließen. Hunde müssen sich, wie Kinder, sicher fühlen, um Neues zu lernen. In Stresssituationen aktivieren sich bei Hunden die Amygdala und der Hippocampus, was Emotionen mit Erinnerungen verknüpft und den Lernprozess blockieren kann. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass diese Emotionen stabil und lernfördernd sind.
Frage 3: Warum ist Spiel so wichtig?
Spiel ist eines der wichtigsten Werkzeuge zum Aufbau von Bindungen. Welpen spielen, um sich selbst und ihre Beziehungen zur Umwelt zu erkunden. Erwachsene Hunde spielen weniger, aber das Spiel behält seine regulierende und soziale Funktion. Es ist wichtig, dem Spiel keine zu starren Strukturen aufzuzwingen, wie z. B. das Werfen eines Balls mit der Erwartung, dass er zurückgebracht wird. Dies könnte es in ein Spiel mit Wettbewerbselementen verwandeln, anstatt ein gemeinsames Erlebnis zu bleiben. Spiel sollte Raum für Freude und keine Konkurrenz bieten.
Frage 4: Welche Arten von Spiel gibt es bei Hunden?
Hunde spielen auf unterschiedliche Weise:
- Reines Spiel – kurze, spontane Interaktionen.
- Spiel als soziales Üben – Vorbereitung auf potenzielle Situationen wie Kämpfe oder Jagd.
- Strategisches Spiel – zur Spannungsreduzierung und Förderung emotionaler Fähigkeiten.
Diese Spielarten ermöglichen es Hunden, Selbstregulation und emotionale Kontrolle, einschließlich der Aggression, zu lernen.
Frage 5: Wie beeinflusst Spiel die Emotionen eines Hundes?
Das Verhalten eines Hundes wird immer von Emotionen bestimmt. Wenn wir ein bestimmtes Verhalten ändern wollen, müssen wir zuerst die zugrunde liegende Emotion erkennen. Spiel ist ein hervorragendes Mittel, um an Emotionen zu arbeiten – es hilft, Spannungen abzubauen, Bindungen aufzubauen und den Hund auf schwierige Situationen vorzubereiten. Entscheidend ist jedoch, Intensität und Art des Spiels an die individuellen Bedürfnisse des Hundes anzupassen.
Frage 6: Was ist mit Überstimulation?
Überstimulation kann dazu führen, dass der Hund gegenüber sozialen Kontexten empfindlicher wird, anstatt in ihnen Freude zu finden. Daher sollten 90 % der Aktivitäten eines Haushundes dazu dienen, das Nervensystem zu beruhigen, und nur 10 % dürfen stimulierend sein. Das entspricht der Natur der Vorfahren des Hundes, die den Großteil ihrer Zeit mit Erkunden und entspannenden Tätigkeiten wie Kauen oder Lecken verbrachten.
Frage 7: Was bringt das Raufspiel?
Das Raufspiel ist ein ausgezeichnetes Werkzeug für das soziale und emotionale Lernen. Der Hund lernt, wann er anfangen und wann er aufhören sollte, was seine Fähigkeit zur Emotionskontrolle stärkt. Der Besitzer übernimmt oft die Rolle des „Trainers“ anstelle eines anderen Hundes und zeigt dem Tier, wie es seine Emotionen kontrollieren kann, insbesondere bei Raub- oder Konfliktelementen.
Frage 8: Ist jedes Spiel mit dem Hund gut?
Nicht jedes Spiel ist vorteilhaft. Wir müssen immer den Kontext analysieren, die Emotionen des Hundes erkennen und die Intensität an seine Bedürfnisse anpassen. Spiele, die Besitzdenken verstärken (z. B. Zerrspiele mit einem Stock), sollten bewusst durchgeführt werden, um die Beziehung zu stärken und nicht Spannungen aufzubauen.
Text: Marta Wieczorek Ciuk
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